„Für was braucht man das Holz da?“

Nachdem wir inzwischen über zwanzig Kinder haben, die regelmäßig die Bastel- und Spielenachmittage des „Action-for-Kids“-Helferkreises besuchen, haben wir beschlossen, dass wir den Kindern auch die Gelegenheit geben wollen, einmal einen Laternenumzug selbst zu erleben. Die allermeisten unserer Flüchtlingskinder haben keinen Kindergarten besucht und von daher war das Basteln einer Laterne eine gänzlich neue Erfahrung für sie. Mit großem Eifer waren die Kleinen wie auch die Großen dabei, ihre Laterne zu gestalten. „Warum muss man durch das Papier durchschauen können?“, „Wozu braucht man die Kerze?“, „Für was ist das lange Ding?“ – viele Fragen gab es zu beantworten. Die beste Antwort bekamen die Kinder beim Umzug, der dann am Samstag, den 12. November stattfand. Mit großem „Ah“ und „Oh“ über die bunt leuchtenden Laternen marschierte die Kinder von der Ottobrunnerstraße über die Ringstraße, Hirschwinkelstraße wieder zurück zu den Feel-Home-Häusern. Die Nachbarschaft schaute neugierig aus den Fenstern, ob der laut singenden Kinderschar und der Trompetenklänge, mit denen Sebastian Kurz den Umzug begleitete. Wir hatten zwar am Samstag zuvor fleißig drei Laternenlieder eingeübt, aber mangels Deutschkenntnisse und Lesefertigkeit, blieb es dann doch bei der altbekannten einen Strophe: „Laterne, Laterne, Sonne Mond und Sterne, …“. Wieder zurück auf dem Gelände durfte das Teilen der traditionellen Martinsplätzchen in Gänseform und Trinken von heißem Kinderpunsch nicht fehlen. Selbst als die letzte Tasse geleert und alle Plätzchen sowie mitgebrachten Kekse aufgegessen waren, waren die Kinder nicht davon zu überzeugen, dass der Umzug nun zu Ende sei. „Können wir nochmal rumlaufen?“ – „Nein, eure Kerzen sind doch schon abgebrannt.“ Vertröstet auf nächstes Jahr gingen die Kinder ihre nun nicht mehr leuchtenden Laternen heftig schwenkend nach Hause.

                

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