Mitte März 2020 – der Corona-shutdown beginnt. Die Schulen werden geschlossen, ab dem 20.3. gilt die Ausgangsbeschränkung. Jeder beginnt sich mit seiner eigenen Situation zu beschäftigen und zu Hause einzurichten. Aber wer denkt da noch an unsere Mitbürger in den Gemeinschaftsunterkünften? Sie leben auf engstem Raum zusammen. Sie haben keinen Garten, keinen Balkon, kein zusätzliches Zimmer um sich für eine gewisse Zeit zurückzuziehen. Sie haben meistens keinen PC, keinen Drucker, kein Internet um am home-schooling teilnehmen zu können.
Für uns im Arbeitskreis Asyl eine schwierige Situation. Zählen doch die allermeisten der Helfer/innen wegen ihres Alters zur „Risiko“-Gruppe, sie müssen also strengste Sicherheitsvorkehrungen treffen, um eine mögliche Ansteckung zu verhindern. Auch uns sind deshalb die Hände gebunden. Nicht ganz, die telefonische Betreuung oder der Kontakt via e-mail bleibt noch möglich.
So nutzt eine Helferin unseres Arbeitskreises ihre Wohnungsnähe zu den Feel-Home-Häusern, um mit einer dort lebenden Kleinfamilie Kontakt aufzunehmen. Man findet einen Modus Vivendi, damit die beiden Erstklässler auch über ihre Wochenplanaufgaben informiert sind: die Kinder stellen – nach kurzem Anruf – ihre Schulränzen mit allen Schulmaterialien vor die Feel-Home-Häuser. Die Helferin holt sie dort ab und beschriftet dann zu Hause jede einzelne Aufgabenseite mit einem Post-it. Dann werden die Schulränzen wieder zurück gebracht, nach einem kurzen Anruf holen die Kinder ihre Sachen in die Wohnung. Bei einem dritten Anruf wird nun via Telefon jede einzelne Aufgabe im Buch, auf dem Arbeitsblatt oder im Arbeitsheft besprochen. Danach haben die Kinder zwei Tage Zeit, ihre Aufgaben zu erledigen bevor das Procedere für die zweite Wochenhälfte wieder von vorne beginnt. Dringende Lese- und Mathematiknachhilfe kann wegen des Kontaktverbots nicht geleistet werden. Wie kann dieses Lerndefizit aufgefangen werden? Wer fühlt sich für die vielen anderen Flüchtlingskinder, die keine Betreuung gefunden haben, verantwortlich? Wer hilft ihnen, wenn die Schulen wieder aufmachen, den Anschluss zu finden?